Die Neubildung von Blutzellen (Hämatopoese) erfolgt bei Kindern und Jugendlichen im Knochenmark. Neben blutbildenden Zellen enthält das Knochenmark nicht-hämatopoetische Vorläuferzellen, sog. Bindegewebs-Stammzellen oder mesenchymale Stammzellen. Diese mesenchymalen Stammzellen regulieren die Blutbildung und stellen einen integralen Bestandteil der Nische dar, in der die blutbildenden Stammzellen beheimatet sind. Weitergehende biologische Eigenschaften von mesenchymalen Stammzellen wie zum Beispiel die Unterstützung der körpereigenen Regeneration des Gewebes sowie das Abwehrsystem unterdrückende oder gegen Krankheitserreger gerichtete Wirkungen machen diese Zellen für therapeutische  Anwendungen interessant. Bestimmte Blutkrebserkrankungen (Leukämien) im Kindes- und Jugendlichenalter entstehen auf der Basis einer Prädisposition für Krebserkrankungen. In diesem Fall tragen Kinder aufgrund einer Erbgutveränderung ein gegenüber einem gesunden Kind deutlich höheres Risiko eine Leukämie zu entwickeln.

 

Da die Entstehung von Blutkrebserkrankungen im Knochenmark stattfindet, wollen wir bei diesem Projekt untersuchen, welche funktionelle Bedeutung mesenchymale Stammzellen bei Entstehung von Blutkrebserkrankungen haben. Die mesenchymalen Stammzellen von Kindern mit Prädisposition für Blutkrebserkrankungen werden hinsichtlich ihres Wachstums- und Differenzierungsverhaltens sowie ihrer immunmodulatorischen Potenz und hämatopoetischen Unterstützungsfunktion genau charakterisiert. Anschließend erfolgt eine Hochdurchsatz-basierte Medikamententestung, um neuartige Therapieansätze zu entwickeln.

 

Die zu erwartenden Erkenntnisse sollen dazu beitragen, die klinische Betreuung von Patienten mit Prädispositionssyndromen hinsichtlich der Vorsorge, der Bestimmung des individuellen Erkrankungsrisikos und der Therapie zu verbessern. Da eine Vielzahl von Krebserkrankungen mit den unterschiedlichen Zellen im Knochenmark interagiert, besteht enormes Potential, die gewonnen Erkenntnisse auf andere Tumorarten übertragen zu können.