ERCC6L2 Syndrom

Das ERCC6L2 Syndrom wird durch Mutationen (Defekte in Genen bzw. Erbanlagen) im ERCC6L2 (ERCC excision repair 6 like 2) Gen verursacht. Das Protein ERCC6L2 hilft beim Ablesen der Erbinformation (sog. DNA) und bei der DNA-Reparatur. Mutationen in beidenKopien des ERCC6L2 Gens  führt bei den betroffenen Patient*innen zu einem angeborenen Knochenmarkversagen. Die Häufigkeit von ERCC6L2 Mutationen ist bisher nicht bekannt.

Im Jahr 2014 wurden erstmals Patient*innen mit Mutationen im ERCC6L2 Gen beschrieben. Patient*innen mit einem ERCC6L2 Syndrom haben ein Knochenmarkversagen, das zu einer Verminderung einer oder mehreren Blutzelllinien (sog. Zytopenien) führt. Im Verlauf können Patient*innen mit ERCC6L2 Mutationen ein myelodysplastisches Syndrom (sog. MDS) und eine akute myeloische Leukämie (sog. AML) entwickeln.

Die in der Literatur beschriebenen Auffälligkeiten wie ein geringerer Kopfumfang (sog. Mikrozephalie) und neurologischen Auffälligkeiten (z.B. Lernschwierigkeit), die gehäuft bei Patient*innen mit blutsverwandten Eltern gefunden wurden, scheinen nicht mit der ERCC6L2 Genmutation assoziiert zu sein.

Assoziierte Neoplasien

Patient*innen mit ERCC6L2 Mutationen haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines MDS und einer AML.

Untersuchungen konnten zudem zeigen, dass Patient*innen mit einem ERCC6L2 Syndrom, die eine akute myeloische Leukämie entwickeln, meist weitere Mutationen (z.B. im TP53 Gen) hinzugewinnen.

Patient*innen mit einem ERCC6L2 Syndrom entwickelt gehäuft eine bestimmte Unterart der AML, eine sogenannte AML mit erythroider Differenzierung oder AML M6. Da die AML M6 eine sehr seltene AML-Unterart ist, sollte bei Betroffenen mit einer AML M6 eine molekulargenetische Untersuchung des ERCC6L2 Gens durchgeführt werden.

Referenzen

Tummala et al, Am J Hum Genet, 2014; doi: 10.1016/j.ajhg.2014.01.007.

Bluteau et al, Blood, 2018; doi: 10.1182/blood-2017-09-806489

Douglas et al, Blood, 2019; doi: 10.1182/blood-2019-01-896233

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