Neurofibromatose Typ 1

Die Neurofibromatose Typ 1 (NF-1) ist eine angeborene Krankheit, die mit einer Häufigkeit von etwa 1 pro 3000 Geburten auftritt und zum Formenkreis der Rasopathien gehört. Die Rasopathien sind Syndrome mit Störung der körperlichen Entwicklung, die durch Mutationen in solchen Genen verursacht werden, die über die sogenannte Ras-Signalübertragung die Weiterleitung von Signalen für Wachstum, Zellteilung oder Differenzierung an den Zellkern kontrollieren. Bei der NF-1 betreffen diese Mutationen das Gen Neurofibromin (NF1). Sie sind ererbt oder kurz nach der Befruchtung entstanden, in seltenen Fällen entstehen sie später und liegen dann nur in einem Teil der Körperzellen vor (somatisches Mosaik). NF1 reguliert die Ras- Signalübertragung dämpfend, indem es eine Enzymwirkung (die GTPase-Aktivität) der Ras-Proteine stimuliert.

Wenn zwei oder mehr der folgenden Erscheinungen vorliegen, muss eine NF-1 vermutet werden:

– Sechs oder mehr „Café-au-lait-Flecken“ der Haut (größter Durchmesser >5 mm vor der Pubertät und >15 mm nach der Pubertät). Zu beachten ist, dass mehrere Café-au-lait-Flecken allein keine definitive Diagnose von NF-1 sind, da diese Flecken durch eine Reihe anderer Erkrankungen verursacht werden können.

– Tumoren: Zwei oder mehr Neurofibrome jeglicher Art oder 1 plexiformes Neurofibrom.

– Sommersprossen in den Achsel- oder Leistenregionen.

– Ein Optikusgliom (ein Tumor des Sehnervs).

– Zwei oder mehr Lisch-Knötchen (Pigmentknötchen der Regenbogenhaut im Auge).

– Ein Knochenschaden, z.B. eine Schienbein- oder Keilbeinverformung oder eine Ausdünnung der Röhrenknochen

– Ein Verwandter ersten Grades (Elternteil, Geschwister oder Nachkomme) mit NF-1.

Im frühen Säuglings- oder Kleinkindalter sind diese Zeichen meist noch unvollständig. Im späteren Leben kann die NF-1 zu einer Vielzahl von Problemen führen, die die Haut, die Muskulatur, das Skelett, die Augen, das Nervensystem und das Gehirn betreffen können. Es ergeben sich daraus auch mögliche psychologische und soziale Schwierigkeiten wie Lernstörungen, Sozialängste oder Einschränkung der Wahrnehmung und Aufmerksamkeit.

Die NF-1 bringt ein erhöhtes Risiko für die Ausbildung bösartiger Tumoren mit sich. Von den zwei NF1-Genen, die in jeder Körperzelle vorhanden sind, ist bei der Geburt von NF-1-Patient*innen eines intakt und eines mutiert. Dies scheint anfangs keine schwerwiegenden Folgen für die Entwicklung zu haben, da Personen mit NF-1 normalerweise ohne größere Fehlbildungen geboren werden. Wenn jedoch ein zweites Ereignis das verbleibende intakte NF1-Gen in bestimmten Körperzellen trifft und damit die Funktion beider NF1-Gene ausgeschaltet ist, kann die Zelle die Ras-Signalübertragung nicht mehr angemessen regulieren und der Vorgang schreitet zur Entstehung eines Tumors fort.

Assoziierte Neoplasien

Kinder mit NF-1 haben ein 300-fach erhöhtes Risiko für bösartige Krankheiten der Blutbildung, vor allem eine juvenile myelomonozytäre Leukämie (JMML). Dieser Zusammenhang steht im Mittelpunkt eines der Forschungsprojekte im MyPred-Konsortium.

Ebenfalls im Kindesalter können Hirntumoren (Optikusgliome und Astrozytome) entstehen, die die Gefahr von Erblindung oder Lähmungen mit sich bringen.

An beliebigen Stellen entlang eines Nervs können Tumoren auftreten, die je nach Zusammensetzung als einfache Neurofibrome, plexiforme Neurofibrome oder Schwannome bezeichnet werden und zunächst gutartig sind. Sie verursachen aber Schmerzen und/oder Lähmungen, bei Druck auf Knochen auch Verformungen. Auf der Haut erzeugen sie feste, gummiartige Beulen. Ein Teil entwickelt sich zu malignen Nervenscheidentumoren weiter, die lebensbedrohlich sind.

Daneben kommen bei NF-1-Patient*innen folgende Tumoren gehäuft vor: Phäochromozytome (hormonell aktive Tumoren der Nebenniere), Rhabdomyosarkome (bösartige Tumoren des Bindegewebes, meistens der Muskulatur), Glomustumoren (Knoten an den Finger- oder Zehenspitzen unter dem Nagelbett) und gastrointestinale Stromatumoren (Bindegewebstumoren des Darms). Statistisch ist auch das Risiko für Brustkrebs bei NF-1-Patientinnen erhöht.

Link zu weiteren Informationen

Bundesverband Neurofibromatose: https://bv-nf.de/

Kontakt

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