Wir und andere haben in den letzten Jahren entdeckt, dass in Patienten mit Prädispositionssyndromen häufig eines der beiden Chromosome 7 entweder vollständig oder teilweise in Knochenmarkzellen fehlt. Diese Veränderung wird „Monosomie 7“ oder „Deletion 7“ genannt. Auf dem menschlichen Chromosom 7 liegen verschiedene Tumorsuppressorgene, die die Entstehung einer Leukämie verhindern können. Zudem liegen auf Chromosom 7 Gene, die für das Heranreifen von Blutzellen wichtig sind. Wenn bei einer Monosomie 7 oder Deletion 7 eine Kopie dieser Gene fehlt, so verhalten sich die Knochenmarkzellen nicht mehr normal und können entarten. Wir finden die Veränderungen von Chromosom 7 v.a. bei Patienten mit GATA2-Syndrom, SAMD9/9L-Syndrom, Erkrankungen des RAS-Signalwegs und einer schweren kongenitalen Neutropenie.
In unserem Teilprojekt wollen wir herausfinden, welche der bekannten Tumorsuppressorgene auf Chromosom 7 die Leukämie-Entstehung im GATA2-Syndrom oder in Erkrankungen mit aktiviertem RAS-Signalweg fördern. Hierfür werden wir Mausmodelle für diese Erkrankungen verwenden und bekannte Tumorsuppressorgene sowie bisher unerforschte Gene von Chromosom 7 in Blutstammzellen hemmen. Die so veränderten Zellen werden wir im Detail auf ihre Fähigkeit, sich zu teilen und in Blutzellen auszureifen, untersuchen.
Die Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen werden einerseits Aufschluss über die Leukämie-Entstehung bei Patienten mit Prädispositionssyndrom geben; andererseits werden sie bei der Identifizierung von Proteinen (Eiweißen) helfen, die als therapeutische Angriffspunkte zur Behandlung oder Prävention der Leukämie in Frage kommen.